deadline-day banner

Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans

Jan 13, 2021 - 5:25 PM hours
Mich würde mal interessieren wie es dazu gekommen ist, dass ihr Haching-Fans geworden seid? Welche Gründe waren ausschlaggebend bzw was war das entscheidende Erlebnis?
Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans |#1
Jan 13, 2021 - 5:38 PM hours
Gutes Thema!

Bei mir begann alles mit Fußball Anfang der 90er. Im Grundschulalter war der erste Stadionbesuch im Grünwalder Stadion, Bayern Amateure bezwangen Werder Bremen.
Stadion war interessant, das Grünwalder weniger, ab und an im Olympiastadion z.B: das erste in letzte Spiel von Rehagel bei den Bayern gesehen.

Und dann auch mal in Unterhaching gewesen. Gegengerade ein Grashägel, Nordtribüne so klein, dass man auch dahinter den Eisstockschützen hätte zuschaun können. Und das gefiel mir. Ich konnte mir dem Rad hin vom Süden Münchens aus, es war alles nah, das Spielfeld, die Spieler, ebenso auch alles nahbar. Man blieb dabei.
ich weiß aber nicht mehr was das erste Spiel war. Es müsste eines dieser beiden gewesen sein, weil es eine Nullnummer an einem wärmeren Tag gegen Mainz war: https://www.transfermarkt.de/spielbericht/index/spielbericht/976943 oder https://www.transfermarkt.de/spielbericht/index/spielbericht/976552
Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans |#2
Jan 13, 2021 - 6:31 PM hours
Ich bin, als Badner, etwas ungewöhnlich zur Spielvereinigung gekommen. Ich habe mit einem Kumpel geplant ein paar "kultige" Stadien in Deutschland zu besuchen. So waren wir in der Saison 2001/02 gegen Saarbrücken im Stadion. Das Wahnsinnsspiel, das 8:0 endete, und der gemütliche Biergarten haben mich nicht mehr losgelassen. Die Spvgg ist am Ende der Saison abgestiegen, was mich nicht davon abgehalten hat der Spielvereinigung, trotz ca. 300 Kilometer Entfernung, seit 2003 auch als Mitglied treu zu bleiben. Mein Kumpel ist, als Bremenfan (wie wird man sowas?
Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans |#3
Jan 13, 2021 - 8:02 PM hours
Das ist genau das, was ich nun brauche. Irgendwie will mir das Spiel gestern verbunden mit dem Mantl-Abgang nicht aus dem Kopf gehen.

Also meine Geschichte ist die langweilige Bayern-Story.

Der Papa ist Bayernfan und aus diesem Grund wurde ich auch sehr jung zum Fan vom Rekordmeister. Seit dem letzten Spieltag im Jahre 2000, wo Haching Bayern zum Meister machte, war mir der Verein SpVgg Unterhaching sympathisch, obwohl mir in der darauffolgenden Saison Haching eigentlich noch schnuppe war. Erst 2001/02 (in der 2. Liga) weiß ich noch, dass über meinem Bett die Kicker-Stecktabelle hing. Jedes Wochenende wurde die Stecktabelle gemäß der richtigen Tabelle brav angepasst. Nur Haching wurde da das ein oder andere mal ein paar Plätze nach oben geschummelt. Von einem "Fan" konnte dabei aber noch keine Rede sein.

In der darauffolgenden Regionalliga-Saison war ich dann zum ersten Mal mit meinen Eltern im Sportpark. Ich sah ein 2-1 gegen den späteren Mitaufsteiger Jahn Regensburg. (Ich muss lügen, aber in der hintersten Gehirnzelle schimmert Copado und Vaccaro als Torschütze)

Wieder in der darauffolgenden Saison zitterte ich dann zum Ende der Saison schon richtig mit. Und so begann es, dass das Interesse an Haching und die Stadionbesuche Jahr für Jahr mehr wurden. Zu Zweitligazeiten, begann auch der große Hype um Wacker Burghausen. (Ich bin in Altötting in die Schule gegangen) Urplötzlich war jeder Wackerfan, aber ich konnte diesem Verein einfach nichts abgewinnen.

Bei jedem Derby war ich ein Einzelkämpfer und jedes gottverdammte Derby ging an Wacker. Spätestens mit dem Abstieg (von Burghausen) in die Regionalliga war der Hype auch wieder erloschen. Also genau ab dann, als Haching endlich dieses Derby gewinnen konnte. (Aktuell erlebe ich mit dem Derby gegen Sechzig ein Deja-vu. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass ich nun in meinem Freundes-/Bekanntenkreis kein Einzelkämpfer mehr bin)

Eine große Delle erhielt meine Fanschaft zu Zeiten von Copado (in Führungsposition), Gunnlaugsson, Nygaad und wie sie alle hießen.

Da stand für mich Haching einfach nicht mehr für die Werte, für das ich diesen Verein lieben gelernt habe.

Wenn ich nun aber dir, Roter4, oder jemand anderen erklären muss, was Haching für mich so besonders macht, ist das absolut nicht leicht. Vor allem weil Haching ja von außen nicht sexy aussieht. Wenig Fans, kleines Stadion, kein Traditionsverein, wenig Geld, ....

Und dennoch ist dieser Verein was ganz besonderes für mich. Auch jeder Stadionbesuch hat dieses einzigartige Feeling. Einerseits immer Vorfreude, anderseits ein krippeln, weil man weiß, dass es Haching ist. Haching steht für mich für Bodenständigkeit, Normalität und Zusammenhalt. Und auch dafür, keine Stars in den Reihen zu haben, sondern Spieler, mit denen man sich 100%ig identifizieren kann. Kein Ferrari, keine Goldkette, keine schicki-micki-Frisur. Weil sie sich ihr Geld hart erarbeiten müssen. Kurz gesagt: Sie sind menschlich. Und so einem Typen verzeiht man Fehler überaus mehr als einen abgehobenen Möchte-Gern-Star.

Das über den Tellerrand schauen und soziale Projekte fördern, ist dann noch die Kirsche auf der Torte. Hier bekommt man eben noch die Werte, die es früher gegeben hat und die sich mit Sicherheit manch anderer Fan bei seinem Verein wünscht. Die Nähe. Geht natürlich alles nur, weil das allgemeine Interesse an Haching sehr gering ist.

Für mich kommt dann noch hinzu, dass ich von einem ländlichen, oberbayerischen Dorf komme. Ich finde es einfach ursympathisch, wenn Spieler aus der Region eingesetzt werden. Wenn die dann noch die gleiche (bayerische) Sprache sprechen wie ich, umso besser. Jackpot für diesen Verein und für meine Fanschaft ist Manni Schwabl. Ganz bestimmt nicht nur wegen seines Dialektes, sondern wie er die Dinge angeht, fasziniert mich. Mit Gelassenheit, aber einer absoluten Überzeugung. Er ist ein Meister darin, einen Plan aufzustellen und diesen dann auch durchzuziehen. Dass er immer das große Ganze sieht und bei ihm selten das Geld im Vordergrund steht, runden seine Person ab. Ich durfte ihn auch schon das ein oder andere mal "persönlich" kennen lernen und bin ein ums andere mal begeistert.

Es ist zwar definitiv beileibe nicht immer leicht, ein Hachinger zu sein, aber es überwiegt dann doch immer wieder das Positive neben und auf dem Platz. Man(n) kann halt aus seiner Haut nicht raus. Und das ist auch gut so!

(Für einen Außenstehenden würde ich es mal mit einer Frau vergleichen: Haching ist sicherlich nicht die, die du siehst und weil sie so bildhübsch ist, du dich gleich verliebst und an nichts anderes mehr denken kannst. Sie ist eher die Unauffällige, die in einer Disco am Rande steht. Aber wenn man sich ihr annähert und mit ihr eine längere Zeit unterhält, merkt man erst, wie großartig diese Frau ist und welch tollen Charakter sie hat. Das ist dann keine Liebe aufgrund der äußeren Schönheit, sondern weil man sich in den Menschen bzw. in das Herz, das in diesem Menschen steckt, verliebt hat. Das geht nicht von heute auf morgen. Hält dafür aber umso länger)
This contribution was last edited by Uhaching on Jan 13, 2021 at 8:20 PM hours
Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans |#4
Jan 13, 2021 - 9:17 PM hours
Als waschechter Niederbayer bin ich in typischen Verhältnissen aufgewachsen, die Mama a Blaue (wie viele da in Niederbayern seiner Zeit), der Papa a Roter. Das führte dazu, dass ich sowohl in roter als auch blauer Bettwäsche geschlafen habe und es führte dazu, dass ich immer offen war: für andere Vereine, Fans und Meinungen. Mir hat schon immer das Derblecken und Rumfrotzeln gefallen und finde es super, wenn man sich gegenseitig aufziehen kann und immer Spaß dabei ist.

In letzter Konsequenz ist mir dann auch Haching aufgefallen, als sie Ende der 80er zum ersten Mal in die 2. Liga aufstiegen. Seitdem sind sie mein Herzensverein No. 1. Auch ich bin noch öfters auf dem grünen Hügel auf der Ostseite gesessen. Mit dem Aufstieg in die 1. Liga zu meiner Abizeit war dann Haching Kult, an meiner Schule gründete sich ein Fanclub und die Blaßmusik, die immer spielte, wenn die Mannschaft über die Mittellinie kam, traf genau den Nerv der Niederbayern.

Nach dem Abstieg haben viele Fans Haching wieder vergessen, ich bin dabeigeblieben. Mittlerweile ist die ganze Familie im Verein dabei, die Kids wurden mit Geburt dort angemeldet, wir wohnen nun auch nur noch ca. 25 km von Haching entfernt. Dauerkarte versteht sich von selbst, ein paar Edelaktien ebenso.

Seitdem hoffe und leide ich mit dem Verein, fast so wie ein Blauer mit seinen Löwen. Und ich frage mich jedes Jahr wieder, was man im Verein noch tun könnte, um die 2. Liga doch noch zu erreichen. Das Ziel ist nicht soweit weg, das Damoklesschwert des Ruins aber auch nicht viel weiter. Und bei aller Familiarität würde ich mir noch etwas mehr Stimmung in den Heimspielen wünschen, manchmal haben wir 38 Auswärtsspiele in einer Saison. Die kleine Fangemeinde ist klasse, aber trotz aller Familiarität müsste da insgesamt noch mehr gehen...
Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans |#5
Jan 13, 2021 - 9:40 PM hours
An Haching hängt mein Herz, auch wenn ich manchmal ( gerade eben ist es mal wieder so) nicht mehr hinschauen kann.( Das gibt sich wieder).

Mein erstes Hachingspiel noch auf dem Grashügel verfolgt..., meine Eltern, eigentlich 60ger, haben mich mitgenommen. Ich komme aus der Region, bin in Ottobrunn zu Schule gegangen ( das ist schon ein Weilchen her).
Seitdem habe ich alle Höhen und Tiefen erlebt. Der Aufstieg in Liga 1, dieses ungläubige Kopfschütteln, weil es doch eigentlich undenkbar war. Der Sieg gegen Leverkusen, das 1:0 gegen Bayern. Die ganze Südtribüne war pickepacke voll und Tremmel einfach nur sagenhaft!

Natürlich auch die bitteren Niederlagen, die Abstiege, der Abstieg in die RL (auch die Fahrt nach Erfurt hat diesen nicht verhindern können). Dann Elversberg, ich war so brutal nervös! Wie bei einem Championsleagueendspiel.

Haching ist nichts besonderes und das macht es so besonders! Du kommst in die Geschäftsstelle und die Spieler laufen an dir vorbei und grüßen dich. Keine dicken Autos mit überspannten Profis. Keine Fans, die sich für den Nabel der Welt halten. So herrlich einfach und normal. Fast schon fußballuntypisch!

An Haching hängt mein Herz.....
Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans |#6
Jan 13, 2021 - 10:48 PM hours
In der 7. oder 8. Klasse wurden mehrmals Freikarten verteilt
Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans |#7
Jan 14, 2021 - 8:26 AM hours
Als Kind hatte ich keine Lieblingsvereine im eigentlichen Sinn, meine Sympathien haben regelmäßig gewechselt. Unterhaching ist mir erstmals in der Kicker-Stecktabelle aufgefallen weil mir das Vereinswappen gefallen hat, was damals für mich ein wichtiges Kriterium war.
Je älter ich wurde, desto mehr habe ich mich mit den Vereinen in der Heimat beschäftigt und wurde so erst zum 60-Fan und witzigerweise mit dem Abstieg in die Regionalliga auch zum Haching-Sympathisant. Dementsprechend bin ich als Fan auch noch ein ziemlicher Neuling, allerdings hat mir gefallen wie unaufgeregt hier gearbeitet wird, mit einem sympathischen Kader, zu der Zeit mit einer offensiven Spielweise und mit dem Fokus auf Regionalität und Jugendarbeit.
Zeitgleich zum Wiederaufstieg in Liga 3 habe ich in München mein duales Studium begonnen und habe eine gewisse Zeit in Oberhaching gewohnt, was meine Verbundenheit und mein Interesse mit und am Verein weiter gestärkt hat. Leider habe ich es bisher trotzdem erst selten ins Stadion geschafft, vielleicht ändert sich das aber ja in Zukunft noch. Wünschen würde ich es mir.
Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans |#8
Jan 14, 2021 - 8:44 AM hours
Mein Vater war 60er, wenn auch nie Hardcore. Deswegen gab es bei ihm auch immer Sympathie für die Bayern im Haus. Meine erstes Spiel war trotzdem 60 (mit Völler und Sidka) gegen Offenbach im Olympiastadion
Am Ende der Saison bekam 1860 keine Lizenz ... und dann bleibt als 6-7 jähriger ja nur no Bayern zwinker

Zeitsprung um knapp 20 Jahre (mit vielen Heim und a paar Auswärtsfahrten mit den Bayern, incl Barcelona '99):
Ich komme nach 1 Jahr Auslandsstudium/ Schweden zurück und stelle begeistert fest, dass es nen 3. Bundesligisten in meiner Nähe gibt... bei dem man super an Karten kommt und die Spieler nicht nur mit dem Fernglas (Olympiastadion!!) sieht.

Tja... und dann brauchte es nur eigentlich ein Spiel (Haching-HSV) und meine Entscheidung stand, ne Rückrundendauerkarte für den Klub zu kaufen . Innerhalb eines Jahres schaffte Haching es dann, meine Liebe für Bayern merklich abkühlen zu lassen ... und seitdem ist Haching meine Nr. 1

Ich bereu das auch bis heute nicht, obwohl ein Leben als Bayernfan natürlich einfacher ist. Aber ich kann mit der Divenhaftigkeit in Liga 1 nichts mehr anfangen und freu mi inzwischen auch, wenn Bayern halt mal nicht alles gewinnt
Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans |#9
Jan 14, 2021 - 10:52 AM hours
Liebe UHG Fans als "Exot" melde ich mich hier zu Wort.
Wir kommen aus dem hamburger Speckgürtel Schleswig-Holsteins. Von Haus aus bin ich eigentlich Leichtathlet; meine Fußballexpertise hält sich also in Grenzen. Ich war noch niemals im Sportpark. Mein Sohn (mittlerweile auch etwas UHG affin) und ich hatten Karten für das Braunschweigspiel im letzten Jahr. Leider hat Corona uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Warum die UHG? Sicherlich ist das ein kleiner Spleen.

Mir imponieren einfach Clubs, die aus wenig (sehr) viel machen!

Darüber hinaus kommt der Club absolut sympathisch rüber. Mir gefällt, der wahrscheinlich aus der "Not" geborenen Ansatz, vorwiegend mit Spielern aus der Region und basierend auf einer guten Jugendarbeit sein Glück zu versuchen. Das hat für mich einen besonderen sportlichen Charakter und steht dem ansonsten sehr geldgetriebenen Profifussball wohltuend entgegen. Der technisch feine Spielstil, insbesondere nach dem Wiederaufstieg, gefiel mir ebenfalls sehr.

Richtig aufmerksam bin ich auf den Club durch den unglaublichen Bundesligaaufstieg 1999 geworden, verbunden mit einem Zeitungskommentar nach dem ersten Spiel (0:3 in Frankfurt). In dem wurden Regelungen angeregt solch uninteressante und chancenlosen Mannschaften künftig aus der 1. Liga herauszuhalten. Wie habe ich mich danach über den ersten Sieg gleich am 2. Spieltag (2:0 gegen Duisburg), die lange Ungeschlagenserie (~ 17 Spiele), das Leverkusenspiel, aber auch über die Moral beim letzten Bundesligaspiel (3:5 nach dreimaliger Führung) beim damaligen Meister der Herzen (S04), gefreut!
Danach habe ich lediglich von Ferne auf die Ergebnisse geschaut und ein wenig bei den Abstiegen mitgelitten und mich gefreut wenn man zurück war oder im Pokal eine Runde weiter kam.
Ich habe die Elversbergspiele im Fernsehen gesehen und war auch beim ersten Drittligaspiel nach dem Wiederaufstieg (0:3 in Bremen) im Stadion; war allerdings danach ziemlich desillusioniert.
Dann kam das 3:2 gegen den KSC (Schimmers Tor kurz vor Schuss!) und viele tolle Spiele auf magentasport.
Wir waren beim 3:0 in Magdeburg dabei. "Oh, wie war das schön!" Leider gab es immer wieder die Rückrunden, aber auch viele sehenswerte Spiele.
Ich hoffe, dass auch diesmal der Umbruch gelingt, verbunden mit dem Klassenerhalt und dann neuen Zielen in der kommenden Saison.
Wie wurdet ihr Unterhaching-Fans |#10
Jan 14, 2021 - 11:05 AM hours
Wunderbare Thread-Idee genau zur richtigen Zeit. Ein bisschen geht's mir wie Uhaching. Die Zeiten, in denen mich eine blöde Haching-Niederlage ernstlich mitgenommen hat sind zwar vorbei, man hat ja mittlerweile andere Fragen im Leben als den Dreiklang "Wie spielt Haching, wann kommt das neue Album der Lieblingsband und wo ist die nächste Party?" (wobei das ein ganz schöner Dreiklang war, damals grins), aber die Nummer hat schon einen leicht traumatischen Anklang...

Ich komm jedenfalls auch mit der Bayern-Kiste um die Ecke. Irgendwann Ende der 80er bin ich sonntags in Oberbayern vorm Fernseher auf dem Boden gelegen während Sportschau lief. Und ich hab meinen Vater - seines Zeichens Eintracht-Sympathisant - gefragt, was denn eigentlich bei uns der nächstgelegene Bundesliga-Club wäre. Zähneknirschende Anwort: Der FC Bayern. Damit war das Kind erstmal in den Brunnen gefallen und ich Bayern-Fan. Nicht, weil ich das Konzept FCB irgendwie geil fand, sondern einfach wegen dieser kindlichen Lokalpatrioten-Geschichte.

Ab 1992 war ich dann so einige Mal im Oly (erstes Spiel: Heimsieg gegen Gladbach mit Kamps und Kastenmaier). Aber mit einsetzender Pubertät hat das ganze Konzept wohl nicht mehr so in die sich wandelnde Persönlichkeitsstruktur gepasst. Im Frühjahr 99 hab ich dann "Neues aus Unterhaching" im DSF gesehen und bin daraufhin - auch, weil ich als 14-jähriger Jungspund Bock auf Stehplatz und Lärm hatte, was ja beim FC Bayern kategorisch unmöglich war - am 2. Mai 99 beim 1:0 Heimsieg gegen Düsseldorf zum ersten Mal auf der Süd gestanden. Beim Aufstiegsspiel gegen Fürth dann auch noch ein Grashügel-Erlebnis.

Ich fand das alles direkt ziemlich geil. zwinker Einfach hinfahren, freie Platzwahl, ein Flair fast wie im eigenen Pendler-Kaff, ein Underdog-Team, das mit Kampf und Einsatz ziemlich rockt. Zur Bundesliga-Saison hatte ich dann schon eine Jahreskarte Süd (125,- DM mit Jugend-Ermäßigung, wenn ich mich recht entsinne), bin alle naselang mit ein bis zweimal Umsteigen mit dem Zug nach Haching - und _das_ waren natürlich alles unvergessliche Erlebnisse. Der schiere Unglaube bei den ersten Siegen; auf dem Rasen auch mal ein Weltstar und ich fünf Meter hinterm Kasten auf den Stehplätzen. Ein echter Identifikationsfaktor war auch die Grundstimmung auf der Süd; die ironischen Sprechchöre von Trallala zum Beispiel.

Für die zweite BuLi-Saison konnte ich dann sogar einen Kumpel für eine Jahreskarte begeistern. In der zweiten Liga musste ich dann wieder alleine hin und hab neue Hachinger Realitäten kennengelernt. Im Dauerregen gegen Schweinfurt verlieren. -12 Grad gegen den KSC und keine Sau auf der Süd. Gegen LR Ahlen mit seinen zwei Fans eine eine Führung in 12 Minuten in ein 1:3 verdaddeln, ebenfalls im Regen. Hallo Murmeltier...

Mit dem nächsten Abstieg kam dann eine Phase etwas größerer Distanz, da war dann die erste richtig feste Beziehung wichtiger als die RL. Auch in der 2. Liga war ich eher Derby-Geher (60, Jahn, Wacker) als Alles-Gucker. Auch, weil ich recht wenig Identifikation mit den Teams hatte.

Der große Turnaround kam dann erst nach einem Auslandsjahr in Schweden (serwas, Cain_Abel zwinker). Das war die Einführung der 3. Liga und mich hat sehr interessiert, was Hasi damals mit der Truppe auf die Beine gestellt hat. In etwa zeitgleich hab ich in einem Uni-Seminar einen weiteren Süd-Fan kennengelernt und seitdem hat das Ganze (zumindest bis Corona) auch eine stärkere soziale Komponente - ich kenn meine Clique auf der Süd. Ich mag den Austausch hier im Forum. Und hab wieder Jahreskarten. zwinker Die Phase hat jetzt auch schon fast 13 Jahre Gültigkeit...

Also: Ich hab mal als Erfolgsfan angefangen, bin aber mittlerweile auf Gedeih und Verderb weit drüber hinaus. Ich war in Erfurt (down) und Elversberg (up) und zwischendrin in Illertissen, Eltersdorf, Buchbach und Rosenheim. Und auch das war schön.
Haching ist selbstverständlich mittlerweile auch völlig alternativlos. Ich hab keinen Bock auf Riesenbrimborium, Schlangestehen, Dauerwerbebeschallung und Paycards für die Halbe; ich hab keinen Bock auf 08/15-Fußballfabrikationshallen und willkürlich zusammengecastete Teams. Ich find's hingegen sehr schön, die Menschen auf der Tribüne genauso zu kennen und zu grüßen wie Funktionäre und Spieler, ich liebe den Biergarten und das Stadion, an dem mittlerweile mehr als 20 Jahre eigene Lebenszeit hängen. Wenn Haching irgendwann mal implodieren sollte bin ich mit Fußball fertig - und wäre ich Bayern-Fan gebleiben, wäre ich's längst. Aber bis dahin mach ich auch noch mal die Regio oder die Landesliga mit, wenn's sein muss. Vielleicht auch wegen dem trügerischen Gefühl, in Haching als Fan tatsächlich irgendwie wichtig zu sein. zwinker (Denn ein bisschen mehr Stimmung verträgt der Sportpark tatsächlich noch.)

•     •     •

27.10.2015: Marinovic - Dombrowka, Winkler, Welzmüller, Bauer - Taffertshofer, Rosenzweig (46. Nicu) - Steinherr (86. Reisner), Sieghart, Piller (64. Marseiler) - Einsiedler
  Post options
Do you really want to delete the complete thread?

  Moderator options
Do you really want to delete this post?
  Alert this entry
  Alert this entry
  Alert this entry
  Bookmark
  Subscribed threads
  Entry worth reading
  Entry worth reading
  Entry worth reading
  Post options
Use the thread search if you want to move this thread to a different thread. Click on create thread if you want to turn this post into a stand-alone thread.